Hallo, meine lieben Buchmenschen!
Nicole Böhm hat mit ihrer „One Last…“ Reihe eine gefühlvolle neue New Adult Trilogie erschaffen, bei der mich bereits der erste Teil überzeugen konnte. Mit One Last Dance geht die Reihe nun in die zweite Runde und stellt dieses Mal – wie der Titel vermuten lässt – das Tanzen in den Fokus der Handlung. Wir begleiten Gillian, die Leiterin der renommierten New Yorker Music & Stage Academy, und Jaz, den einfachen Streetdancer, auf ihrem Weg, ihre Träume zu verwirklichen. Hier könnt ihr wieder meine Meinung zum Buch nachlesen. Viel Spaß!
Produktinformationen: Verlag: MIRA Taschenbuch | ISBN: 978-3-7457-0123-4 | 448 Seiten | Preis: € 13,40 [A], € 12,99 [D]
INHALT
Gillian wollte schon immer nur eines: Tänzerin werden. Doch nun vertritt sie ihren kranken Vater als Rektorin der renommierten New York Music & Stage Academy. Ihr Leben scheint vorgezeichnet, für große Träume gibt es darin keinen Platz mehr. Dann läuft ihr eines Tages Jaz über den Weg – ein junger Streetdancer, bettelarm, aber mit unglaublichem Talent – und sie erkennt, dass es nie zu spät ist, für seine Träume zu kämpfen.
„Für ihn war Tanzen so natürlich wie atmen, aber für mich bedeutete es Schmerz.“
S. 165
GILLIAN & JAZ
Gillian hat die Leitung der Schule übernommen, nachdem ihr Vater wegen seiner Krankheit zurücktreten musste. Sie ist engagiert, ehrgeizig und liebt die Schule wie kaum etwas anderes auf der Welt. Trotz vielen Problemen, Hiobsbotschaften und Stress, kann und will Gillian die Schule nicht aufgegeben und weiter voranbringen, damit andere ihre Träume von einer Künstlerkarriere ausleben können. Ihre Liebe für das Tanzen hat sie nach einem schlimmen Erlebnis in ihrer Jugend aufgegeben, aber nie ganz vergessen. Als sie Jaz begegnet und sieht, mit welcher Leidenschaft er tanzt, bekommt sie nach langer Zeit wieder ein Gefühl für ihre eigenen Träume.
Ich mochte Gillian bereits im ersten Teil sehr gerne. Sie hat diese lockere Art und ein natürliches Charisma, dass einen neidisch machen kann. Ich hätte in One Last Song nie vermutet, dass sich hinter dieser Leichtigkeit so viel Schmerz, Trauer und Angst versteckt. Gill meistert ihre Verantwortung mit einer unglaublichen inneren Stärke. Nicht viele würden diesen Druck aushalten und dabei ihre Lebenslust behalten. Ich finde sie ziemlich beeindruckend!
Jaz ist Streetdancer und finanziert sich sein Leben mit seinen Auftritten. Das klappt mal besser, mal schlechter. Er hat keinen festen Wohnsitz und ist abhängig von den Spenden seiner Zuschauer. Gibt es kein Geld, hat er auch mal nichts zu essen. Doch trotz seines harten Alltags liebt er sein Leben und die Freiheit, überall und ständig tanzen zu dürfen.
Jaz fand ich vom ersten Moment an großartig. Seine Leidenschaft für das Tanzen strömt einem aus jeder Seite entgegen und man zweifelt keine Sekunde daran, dass er der geborene Tänzer ist. Er will mit seinen Performances etwas vermitteln und den Leuten einen Moment der Ruhe und des Glücks schenken. Er tanzt nicht nur für sich, sondern für ganz New York. Ich fand ihn einfach toll und mochte auch seine Entwicklung sehr. Er kommt im Laufe der Handlung sehr aus sich heraus, ohne dabei seinen Grundcharakter einzubüßen. Seine Leidenschaft ist das, was ihn antreibt und dabei wirkt er so authentisch, dass man ihn einfach mögen muss.
WEITERE GEDANKEN ZUM BUCH
Wie bereits der erste Band, so weckt auch One Last Dance das absolute Fernweh in mir. Nicole Böhm beschreibt das New Yorker Setting so realistisch und greifbar, dass ich mich beim Lesen oft an meine kurze Zeit in dieser tollen Stadt erinnerte. Ich sah alles wieder vor mir: die KünstlerInnen im Central Park, die das Publikum animierten und so viel von sich preisgaben, dass man ihnen nicht nur mit Geld dafür danken will. Ich sah die Performer, die als Gruppe zusammenarbeiteten und die, die es alleine versuchten. Doch beim Lesen sah ich auch erstmal die Dringlichkeit, mit der manche Künstler ihre Auftritte absolvierten. Sie sind abhängig vom Wohlwollen des Publikums und jeder Auftritt konnte darüber entscheiden, ob sie am Abend etwas zu Essen bekamen oder hungrig schlafen gehen würden. Das ist eines der Dinge, die mir so gut an Nicoles Büchern gefallen: Sie beschönigt nichts. Die New Yorker Künstlerwelt ist gnadenlos und verschluckt diejenigen, die sich darin nicht behaupten können. Das muss weder romantifiziert noch sonst wie beschönigt werden. Es ist die Wahrheit und ich finde es toll, dass Nicole Böhm das zeigt und uns durch ihre Charaktere an ihren eigenen Erfahrungen teilhaben lässt.
Die Geschichte selbst kommt ohne viel Drama aus. Es geht vorrangig ums Tanzen und um die Beziehung zwischen Gillian und Jaz. Die Chemie der beiden fand ich zwar nicht ganz so stark wie bei Julian und Riley, aber die Romanze hat mich dennoch gut unterhalten. Gillians Vergangenheit und ihre persönlichen Probleme mit ihrer Familie waren mir teilweise zu wenig im Mittelpunkt und ich hätte gerne mehr darüber erfahren. Auch die finale Aussprache mit Jaz hat mir am Ende gefehlt. Hier kam mir der Epilog irgendwie zu schnell und zu abrupt. Dafür mochte ich die Art und Weise wie wir Jaz durch New York begleitet haben sehr gerne. Auch von seiner Vergangenheit hätte ich gerne mehr erfahren, aber bei ihm hat es mich nicht so sehr gestört wie bei Gillian.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist toll, das Setting einfach großartig und die Charaktere sehr sympathisch.
FAZIT
One Last Dance ist wie sein Vorgänger eine wundervolle Wohlfühlgeschichte, die neben der Liebe zu Musik und Tanz auch die Liebe der Autorin zu New York deutlich macht. Das Setting ist einfach großartig und löst absolutes Fernweh in mir aus. Die Beschreibung der Streetdancer hat mir wirklich gut gefallen. Hier zeigt sich wieder, dass Nicole Böhm es nicht nötig hat, die harte New Yorker Branche zu beschönigen, um eine spannende Handlung zu schaffen. Bei vielen Szenen im Buch musste ich meine eigenen Erlebnisse mit den Straßenkünstlern in der Stadt überdenken und habe vieles mit anderen Augen gesehen. Obwohl ich mir etwas mehr Einblicke in Gillians Vergangenheit gewünscht hätte und mir das Ende etwas zu abrupt war, möchte ich das Buch weiterempfehlen. Für mich ist diese Reihe eine absolute Wohlfühllektüre, die neben sympathischen Charakteren auch ernstere Themen anspricht und dabei auf Authentizität statt Romantifizierung setzt. One Last Dance ist für mich eine wirklich gelungene Fortsetzung, die mich dem dritten Band noch sehnsüchtiger entgegenfiebern lässt.
