Bei Madly handelt es sich um den zweiten Teil der In Love Trilogie von Ava Reed. Ich habe mich sehr auf die Geschichte von June und Mason gefreut, nachdem diese im ersten Band bereits so prickelnd angeteasert wurde. Leider war mir schnell klar, dass hier mehr versprochen als eingehalten wurde. Was genau mich an dem Buch gestört hat und wie ich mich dabei gefühlt habe, könnt ihr in dieser Rezension nachlesen.
„Jeder trägt auf seine Art jeden Tag eine Maske. Versteckt Teile von sich, verbiegt und verstellt sich. Jeder filtert das heraus, was die Welt sehen darf und wie viel davon. Manche sind sich dessen gar nicht bewusst, aber wir tun es – wir alle. Wir schützen uns.
S. 177
INHALT
Das Vergangene ist vorbei. Wir sollten es loslassen.
June hat ein Geheimnis. Eines, das sie mit aller Macht bewahren will. Deshalb hält sie jeden Mann, der an mehr als einem One-Night-Stand interessiert ist, auf Abstand. Beziehungen machen verwundbar, genauso wie die Liebe. Doch June hat nicht mit Mason gerechnet. Er ist witzig, reich und absolut planlos, was seine Zukunft angeht – aber vor allem kann er nicht genug von der temperamentvollen Studentin bekommen. Mason will weitaus mehr als nur eine Nacht mit ihr. Und June fragt sich das erste Mal, was passieren würde, wenn sie ihre Mauern einreißt … [Quelle: Lyx Verlag]
MEINE MEINUNG
Die Spannungen zwischen Mason und June waren bereits im ersten Band deutlich spürbar, weshalb ich mich auf eine richtig gute Hate-to-Love Beziehung gefreut hatte. Besonders die schlagfertige June, die sich nicht davor scheut, alle Gedanken laut auszusprechen, schien ziemlich vielversprechend zu sein. Zusammen mit dem charmanten, gutaussehenden Mason, der Flirten zu einer Kunstform entwickelt hat, war ich mir eigentlich sicher, dass ich das Buch lieben würde. Leider wurde aus den lustigen Neckereien sehr schnell nerviges Gezicke. Aus den vermeintlich prickelnden Szenen, wurden unsichere Spielchen und aus der potenziell tollen Geschichte, eine langatmige Diskussion zu der Frage, ob Nein tatsächlich Nein bedeutet. Und – nur um das klarzustellen – Nein sollte IMMER Nein bedeuten. Wenn man kapitelweise mit diesem Wort konfrontiert wird, dann sollte es irgendwann auch im Kopf ankommen und man sollte lernen, es zu akzeptieren. Der gute Mason jedoch scheint da anderer Ansicht zu sein, denn anstatt auf Junes – teilweise schon verzweifelte – Abfuhren anständig zu reagieren und sie in Ruhe zu lassen, drängt er sie immer weiter dazu, mit ihr auszugehen. Natürlich ist June nicht ganz unschuldig, denn sie treibt Spielchen mit ihm und sendet immer wieder neue Signale, die der verknallte Mason natürlich dementsprechend deutet.
Die Beziehung der beiden ist kompliziert und anstrengend. Leider wird genau dieses Gefühl auch beim Lesen transportiert, wodurch die Charaktere für mich an Sympathie verlieren. Hinzu kommt, dass die Madly-June charakterlich auch völlig anders ist, als die Frau, die wir in Truly kennengelernt haben. Im ersten Band war sie diejenige, die Andie unterstützt und vorangetrieben hat. Sie war taff, selbstbewusst und extrovertiert, während Andie eher zurückhaltend und unsicher war. In Madly scheinen die beiden Frauen plötzlich die Rollen zu tauschen, denn aus der selbstbewussten June, die genau weiß, was sie will, wird eine unsichere, wankelmütige Frau, die gefühlt alle zwei Kapitel in ihrer Verzweiflung versinkt. Mir kam es vor, als hätte Ava Reed noch länger an Andie festhalten wollen und sie deshalb auf June übertragen. Das fand ich sehr schade, denn June hatte wirklich das Potenzial zu einer nicht-klassischen New Adult Protagonistin.
Thematisch ist das Buch aber wunderschön! Die Themen Selbstliebe und Akzeptanz werden sehr sensibel aufgegriffen und mit June auch glaubhaft erzählt. Ihre Unsicherheit zeigt sich in ihrem wechselhaften Verhalten und ihrem vorgespielten Selbstbewusstsein. Das hat ihr für mich wieder einige Sympathiepunkte gebracht, denn ich konnte gut nachvollziehen, warum sie sich aus manchen Situationen plötzlich zurückzieht. Dieses nagende Gefühl der Unsicherheit und der ständige Drang, sein Aussehen zu kontrollieren, kamen durch June wirklich gut heraus. Sehr schön fand ich auch Masons Verhalten am Ende des Buches. Seine Reaktion ist nicht selbstverständlich und zeigt, dass er ein richtig guter Kerl ist.
Stilistisch ist das Buch ebenfalls sehr gut. Ava Reed hat eine wundervolle Art zu schreiben und ich schätze ihr Wordbuilding sehr. Trotzdem konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen.
FAZIT
Madly ist eine nette Fortsetzung mit spannenden Charakteren, die für mich aber noch viel unausgeschöpftes Potenzial bietet. Das Thema Selbstliebe wurde sehr gut umgesetzt und regt wirklich zum Nachdenken an. Leider haben sich die Charaktere zwischen den beiden Büchern unglaubwürdig verändert, weshalb sie für mich einiges an Sympathie verloren haben. Grenzwertig fand ich auch Masons Umgang mit dem Wort Nein, aber da June ihm ständig falsche Signale sendet, kann man darüber hinwegsehen. Für mich ist Madly eine schöne Wohlfühlgeschichte, die mich aber weder emotional noch handlungstechnisch packen konnte. Ich werde den dritten Band – Deeply – deshalb wahrscheinlich nicht mehr lesen.
