Der zweite Teil schließt nahtlos an den Vorgänger an. Alice und Hatcher haben es aus der Stadt hinausgeschafft und suchen nach dessen Tochter Jenny. Dabei müssen sie das Reich der weißen Königin durchqueren und begegnen schrecklichen Kreaturen.
INHALT
Alice hat den Kampf gegen den Wahnsinn gewonnen – vorerst. Sie hat die Schandtaten des Kaninchens sowie den Blutdurst des Jabberwocks überlebt und will nun ein Versprechen einlösen: Jenny, die Tochter ihres Freundes Hatcher, zu finden. Doch Alice und Hatcher erwartet der nächste Albtraum. Sie müssen in das Reich der verrückten Weißen Königin vordringen, wo das wahre Spiel um das finstere Wunderland bereits begonnen hat. Jeder Zug führt Alice näher an ihre Bestimmung. Aber damit sie als Siegerin hervorgeht, muss sie nicht nur ihre neuen Kräfte zu beherrschen lernen, sondern herausfinden, was mit der rätselhaften Schwarzen Königin geschehen ist … [Quelle: Random House]
„Die Welt verschlingt uns, kaut uns durch und spuckt uns wieder aus. Glückliche Ausgänge sind reiner Zufall.“
S. 37
MEINE MEINUNG
Nachdem ich den ersten Band verschlungen habe, war die Vorfreude auf die Fortsetzung natürlich groß. Noch mehr, nachdem ich das Buch als Rezensionsexemplar bekommen habe. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an das Bloggerportal! Leider konnte mich das Buch aber nicht überzeugen. Wo mich im ersten Teil die Verweise zum Klassiker begeisterten, so haben mir diese in der Fortsetzung komplett gefehlt. Für mich war „Die schwarze Königin“ keine Neuinterpretation oder Adaption zu Alice im Wunderland, sondern eine düstere Fantasy-Horror-Geschichte, die verschiedene Märchen und Fabeln aufgreift. Da ich aber mit einer verdrehten Alice-Geschichte gerechnet hatte, war ich natürlich enttäuscht, dass ich darauf verzichten musste. Neben dem Märchen-Mix hat mir auch die Kapitelaufteilung überhaupt nicht gefallen, denn das Buch wird lediglich in zwei Teile unterteilt, die komplett ohne Kapitel auskommen. Sprich: Man liest über 320 Seiten quasi ohne Unterbrechung. Für jemanden, der gerne abends liest, leider ziemlich anstrengend. Ich musste immer wieder mittendrin unterbrechen, um etwas Schlaf zu bekommen, wodurch ich richtig schwer in die Handlung hineinkam. Auch der Lesefluss wird dadurch immens gestört. Man hätte hier wenigstens Absätze einfügen können, um die Geschichte etwas zu teilen.
Selbst Alice fand ich nicht mehr richtig sympathisch. Im ersten Band mochte ich ihre innere Stärke und ihren Wunsch zu überleben. Sie hätte (und hat) alles dafür getan und wurde durch die schrecklichen Umstände eine erstaunlich gefasste und mutige Frau. Im zweiten Band nörgelt sie jedoch über jede Kleinigkeit. Auch wenn ich ihren Wunsch nach einem friedlichen, freien Leben nachvollziehen kann, war sie mir hier einfach unsympathisch. Ich finde, dass sie sich teilweise zurückentwickelt hat und erst im letzten Drittel des Buches wieder zu der mutigen, starken Alice wurde, die ich aus dem ersten Band kannte. Auch Hatcher empfand ich hier als anstrengend. In „Die schwarze Königin“ wurde er von der männlichen Hauptfigur einfach mal ins Abseits gestellt und gleicht die meiste Zeit eher einer Hilfestellung leistenden Randfigur. Echt schade, denn ich mochte den axtschwingenden verrückten Mörder im ersten Band sehr gerne.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt stilsicher. Christina Henry schreibt sehr bildlich, düster und anschaulich, was mir sehr gut gefällt! Ich konnte mir zu jeder Zeit die Umgebung vorstellen und auch die Kreaturen, denen Alice auf ihrem Weg begegnet. Besonders gut hat mir hier auch der Kobold im Wald gefallen, der für mich auch das einzig „gruselige“ im Buch war. Neben der düsteren Schreibweise hat mir auch die Gefühlswelt von Alice gut gefallen. Wenn man sich mal damit abgefunden hat, dass es in diesem Buch weniger um den Horror und mehr um das Innenleben und die Entwicklung von Alice geht, dann erkennt man auch, dass sie im Laufe des Buches erwachsen wird. Sie legt ein paar traumatische Ängste ab und akzeptiert sich selbst, wie sie eben ist: zerbrochen.
FAZIT
Leider konnte mich die Fortsetzung trotz des bildlichen und stilsicheren Schreibstils nicht überzeugen. Aufgrund der fehlenden Kapitel und des Märchen-Mixes kam ich nur schwer in die Handlung hinein und wurde bis zum Schluss weder mit den Figuren noch mit der Erzählweise richtig warm. Den dritten Band mit den Kurzgeschichten werde ich wahrscheinlich nicht mehr lesen, aber ich freue mich auf die Chroniken von Peter Pan, wo es um die wahre Geschichte von Captain Hook gehen wird.
