„Wenn überall Blut ist, ist Blut das Einzige.“
INHALT
Die Großen Spiele enden mit dem kühnsten Mord in der Geschichte der itreyanischen Republik – nur leider erwischt es den falschen. Der Konsul Julius Scaeva überlebt das Attentat, und seine Macht im Staat ist nun beinahe grenzenlos. Genauso wie sein Hass auf Mia Corvere.
Gejagt von den Assassinen der Roten Kirche und den Soldaten der itreyanischen Republik bricht Mia zu ihrer letzten großen Reise auf, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften und herauszufinden, wie sie Scaeva besiegen kann. Doch sie muss sich beeilen, denn das nächste Wahrdunkel naht, und Nacht fällt über die Republik.
[Quelle: Fischer TOR Verlag]
MEINE MEINUNG
Wenn man zum letzten Band einer Reihe greift, bedeutet das, einen Abschluss in Kauf zu nehmen. Man freut sich über das Ende oder man verflucht es. Die Charakter sind glücklich oder nicht. Wir Leser sind glücklich oder nicht. Als ich mit Nevernight das Jahr 2020 begann, dachte ich nicht, dass mir der Abschied von dieser Reihe tatsächlich schwer fallen würde. Wie ihr euch vielleicht erinnert, kam ich mit dem 1. Band noch nicht wirklich zurecht. Der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig, die Charaktere so anders und das Setting ein regelrechter Kulturschock. Trotzdem musste ich wissen, wie es mit Mia und Herrn Freundlich weitergeht. Ich MUSSTE wissen, wie Jay Kristoff Mias angedeuteten Tod umsetzt, OB er ihn umsetzt. Und was soll ich sagen? Diese Geschichte hat mich eingefangen, festgehalten und so lange auf mich eingewirkt, bis ich nicht mehr davon loskam. Im zweiten Band liebte ich dann plötzlich den Schreibstil, freute mich über die Fußnoten, verlangte nach diesen fragwürdigen Charakteren und war vernarrt in das Setting.
Diese Reihe ist einfach etwas ganz besonderes und für mich definitiv ein Jahreshighlight.
Aber konnte mich schlussendlich auch Band 3 von sich alleine überzeugen?
Kommen wir zuerst einmal zu den Punkten, die mir gefallen haben:
1. Das Feeling
Die Reihe hat eine ganz besondere Dynamik, die sich mit jedem Band noch intensiver anfühlt. Durch den einzigartigen Schreibstil, die vielen Erklärungen und den Humor fühlt man sich in dieser Welt einfach wohl. Das Buch startet wieder mit einer kleinen Übersicht über die Charaktere und die letzten Entwicklungen, sodass man sofort in die Handlung einsteigen kann, die sich nahtlos an den Vorgängerband anschließt.
2. Der Humor
Wer die anderen Teile gelesen hat weiß, dass Jay Kristoff seinen ganz besonderen schwarzen Humor in Form von Fußzeilen ausdrückt und in die Geschichte einbaut. Im Abschlussband werden kaum noch Fußnoten genutzt, was aber nicht bedeutet, auf den Humor verzichten zu müssen. Ganz im Gegenteil.
3. Die Charaktere
Neben Mia, Herrn Freundlich, Eclipse, Ashlinn und Mercurio treffen wir im Abschlussband auch einige Charaktere aus den Vorgängerbänden wieder. Besonders einer davon zauberte mir ein breites Lächeln ins Gesicht, denn ich rechnete schon kaum mehr mit seinem Erscheinen.
„Ich bin eine Tochter des Dunkels zwischen den Sternen. Ich bin der Gedanke, der die Arschlöcher dieser Welt in der Nimmernacht wachliegen lässt. Ich bin die Rache jeder verwaisten Tochter, jeder ermordeten Mutter, jedes unehelichen Sohns. Ich bin der Krieg, den du nicht gewinnen kannst.“
S. 426
Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, die mir nicht gefallen haben:
1. Die Liebesgeschichte
Schon im zweiten Band fing Mia eine Beziehung mit Ash an, mit der ich nicht ganz glücklich war. Das liegt u.a. daran, dass ich Ashlinn als Person einfach nicht leiden kann. Sie ist hinterlistig, falsch und viel zu fixiert auf Mia. In „die Rache“ ist sie oft eifersüchtig und versucht deshalb, ihr Revier zu markieren, was mir einfach zu aufdringlich vorkam. Vor allem, weil Mia ihr keinen Grund zum Zweifeln gab. Ein weiterer – und für mich DER – Grund, warum ich Ashlinn nicht leiden kann, ist, weil sie Tric getötet hat, den ich wirklich gerne mochte.
2. Die Macht
Mia wird in den ersten beiden Teilen als Kriegerin und Assassinin eingeführt, die ihre Kämpfe stets mit dem Schwert austrägt. Die Schatten gehören zwar zu ihr, aber sie dienen mehr dazu, ihr im Kampf einen Vorteil zu verschaffen. In „die Rache“ wurde die Sache mit den Dunkelinn für mich zu sehr aufgebauscht und Mia dadurch immer mächtiger. Sie war plötzlich keine Kriegerin mehr, sondern beinahe gottgleich. Das war für mich einfach nicht mehr die Mia, die ich kennen und lieben gelernt habe.
3. Der Handlungsverlauf
Obwohl die Reihe als Ganzes mir sehr gut gefallen hat, bin ich wirklich enttäuscht vom Handlungsverlauf. Mit vielen Entwicklungen bin ich nicht einverstanden, viele Entscheidungen von Mia haben mich erschüttert und das Ende hätte ich mir definitiv anders vorgestellt.
FAZIT
Seht ihr, wie schwer es mir fällt, dieses Buch zu rezensieren? Einerseits hat es mir richtig gut gefallen, aber andererseits bin ich schwer enttäuscht von der Entwicklung. Ich hätte mir so viele Dinge anders gewünscht, hätte mir für viele Charaktere ein gutes Ende erhofft und mir Mia gerne als die Kämpferin in Erinnerung behalten, die sie am Anfang war. Dennoch muss ich zugeben, dass das Ende recht gut gelöst wurde. Wir erfahren endlich, bei wem es sich um den Erzähler handelt, der auch für die Fußnoten verantwortlich ist und was der Hintergrund der Roten Kirche tatsächlich ist. Das Geheimnis der Dunkelinn wird gelöst, die Götter zeigen ihr wahres Gesicht und Mia findet ihr Schicksal. Alles in allem ist es ein solider Abschlussband. Spannend, charakterstark und erzählerisch auf einen sehr hohen Niveau. Für mich also trotz der Enttäuschung ein Lieblingsbuch.
