BOOKTALK: BUCHHANDLUNG

Es ist an der Zeit, euch etwas über meine Arbeit zu erzählen. Wie vielleicht manche von meinem Instagram Account (@lexis_buecherwelt) wissen, darf ich seit ein paar Jahren (fünfeinhalb um genau zu sein) den Traum eines Buchnerds leben und in einer Buchhandlung arbeiten. Ich hatte mich ungefähr vier Mal auf eine Stelle dort beworben, bekam aber immer eine Absage. Als dann mein Masterstudiengang startete, kam dann überraschend ein Anruf aus besagter Buchhandlung mit der Anfrage, ob ich immer noch nach einem Job suche. „Ähm… ja?“ war meine zögerliche Antwort, die dann mit einem Vorstellungsgespräch belohnt wurde. Ich ging also hin, brachte meine Liebe zu Büchern und meine Bereitschaft, neben dem Studium arbeiten zu wollen, zum Ausdruck und unterschrieb am selben Tag den Arbeitsvertrag. Boom… Schon war ich Buchhändlerin!

IST DER JOB SO, WIE DU IHN DIR VORGESTELLT HAST?

Gott, nein… Wer sich die Arbeit im Buchhandel wie einen wahrgewordenen Traum vorstellt, in dem man ständig lesen kann und die neuesten Bücher immer als allererster bekommt, der wird (sollte er oder sie jemals den Job machen) genauso hart am Boden der Erkenntnis aufschlagen wie ich es tat. Versteht mich nicht falsch. Natürlich ist man als Buchhändlerin an der Quelle und bekommt neue Bücher vor den Kunden (und oft auch vor Erstverkaufsdatum), aber wer glaubt, dass es in meinem Job nur ums Lesen geht, der täuscht sich. Neben dem Verkauf und der Kundenberatung geht es auch viel um den Einkauf von Büchern und die Rücksendung. Remissionen passieren bei uns beispielsweise monatlich ziemlich umfangreich, da wir eine recht große Buchhandlung sind und ein breites Sortiment haben. Der Einkauf wird ebenfalls zweimal jährlich sehr umfangreich abgewickelt. Hierbei spielen die Buchvertreter eine große Rolle. Die kommen vorbei, stellen die kommenden Verlagsvorschauen vor, erklären, wo viel Werbung passieren wird oder von welchen Titeln sie große Nachfrage erwarten und raten uns zu einer Bestellmenge. Natürlich schauen wir uns die Vorschauen zum Großteil vorher an, damit wir einkalkulieren können, ob sich der Einkauf lohnt. Das funktioniert zum Beispiel so:

Die Tribute von Panem hatten großen Erfolg. Sowohl als Buch- als auch als Filmreihe. Wir haben die Bücher sehr gut verkauft, bestellen sie auch heute noch regelmäßig nach, deshalb werden wir auch den neuen Band, der 2020 erscheint und der uns bereits angeboten wurde, vermerken lassen und in ausreichender Menge bestellen.

Die Shadowhunters Reihe verkaufen wir dagegen nur schleppend (keine Ahnung wieso. Ich liebe die Reihe!), deshalb bestellen wir Folgetitel oder Spin-offs nur wenig bis gar nicht für unser Lager und nur auf Kundenwunsch.

Nach diesem Schema arbeiten wir bei allen Neuerscheinungen. Das bedeutet eine Menge Vorarbeit im Dezember und Jänner und dann noch einmal im Sommer, weil dann die Vertreterreisen starten und wir fast zwei Monate immer wieder Vertretergespräche führen. Und das neben dem Tagesgeschäft, was manchmal echt stressig ist

WAS GEFÄLLT DIR AM BESTEN AN DEINEM JOB?

Die Freiexemplare 😉

Kleiner Scherz. Zwar liebe ich die vielen tollen Gratisbücher und bin dankbar für die Chance, mich bei einem Buchwunsch direkt an die Verlagsvertretung wenden zu können (und meine Brieftasche ist ebenfalls sehr dankbar), aber natürlich ist das nicht der ausschlaggebende Grund, warum ich die Arbeit seit Jahren mache – trotz Masterabschluss. Am besten gefällt mir der Austausch mit Buchliebhabern und die Beratung von Kunden. Ich finde es toll, wenn sich jemand von meiner – manchmal etwas aufdringlichen – Leidenschaft mitreißen lässt und meine Empfehlung dann schließlich kauft. Noch besser gefällt es mir, wenn dieser Kunde dann wiederkommt und mir sagt, dass ich genau den Geschmack getroffen habe und wieder eine Beratung von mir möchte. Das Gefühl dabei ist einfach toll.

WAS GEÄLLT DIR ÜBERHAUPT NICHT AN DEINEM JOB?

Natürlich gibt es in jedem Job Dinge, über die man sich stunden- oder tagelang aufregen könnte. In meinem Fall sind es unfreundliche oder respektlose Kunden. Ich liebe meine Arbeit. Und ich liebe den Umgang mit Menschen (das tue ich wirklich, einen Bürojob könnte ich mir für mich nicht vorstellen), aber ich habe oft genug erlebt, dass Kunden respektlos oder schlichtweg gemein waren und mich den Tag, an dem ich mich für den Kundenservice entschieden habe, verfluchen ließen. Denn seien wir mal ehrlich… Ein Mindestmaß an Respekt sollte doch möglich sein oder nicht? Man muss niemanden als dumm oder inkompetent bezeichnen, nur weil man sich im Moment womöglich selbst nicht mag. Hmpf… über manche Kunden könnte ich mich echt aufregen

EIN WORT ZUM ABSCHLUSS

Fünf Jahre im Buchhandel haben mir viele neue Dinge gezeigt. Neben neuen Erfahrungen und Fähigkeiten habe ich neue Freunde und Kollegen gewonnen. Ich habe viele Bücher gelesen und geliebt, ich haben einige gehasst, andere inhaliert und manche sogar verflucht (positiv und negativ). Zudem habe ich gemerkt, dass ich meinen ursprünglichen Wunschberuf gar nicht ausleben will. Zwar habe ich nicht vor, ewig im Buchhandel zu arbeiten, aber durch die Erfahrungen in diesem Job weiß ich nun, welche Richtung ich in Zukunft einschlagen möchte


ERZÄHLT MIR AUCH GERNE VON EUREN BERUFEN

4 Kommentare zu „BOOKTALK: BUCHHANDLUNG

  1. Bücher… lesen… aber ehrlicherweise muß ich sagen, dass mich Buchhandlungen (es mag auch an deren heutigem, sehr einheitlichem Erscheinungsbild liegen) nicht mehr so magisch anziehen, wie es einmal war. Keinesfalls wegen der Internetkonkurrenz! Dafür kann ich und das wird jeder der mich kennt bestätigen an keinem Antiquariat vorbei… Angeblich habe ich keinen Platz mehr für Bücher, was für ein Unsinn! Aber im Buchhandel, im Verkauf, am Kunden arbeiten wollte ich nicht unbedingt. Es sei denn wiederum in dem geheimnisvollen kleinen Antiquariat oder eine dito ganz eigenständigen kleinen Buchhandlung. Sowas ist doch schön. Keine Frage, jeder der Kundenkontakt hat bekommt seine Portion nette Mitmenschlichkeit ab, sicher auch nicht nur eine Erscheinung unserer Tage.

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    1. Da hast du natürlich recht! Große Ketten wie Thalia mag ich auch nicht… Vor allem, da insbesondere Thalia in seinen Geschäften einen Aufschlag auf Bücher verrechnet (immer nur ein paar Cent, aber da geht’s mir ums Prinzip).
      Ich arbeite zum Beispiel in einer kleinen, seit 100 Jahren familiengeführten, Buchhandlung, die viel Wert auf den persönlichen Kundenkontakt legt. Ewig möchte ich das nicht machen, da ich Kundenservice einfach nicht leidenschaftlich gerne mache, aber für den Moment ist es genau das richtige 😊

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