INHALT
Seit Jahrhunderten liegt über den Adelshäusern Chesterfield und St. Burrington ein unbezwingbarer Fluch – und das bis heute, obwohl aus den Anwesen längst Elite-Internate geworden sind. Von alledem ahnt Alice nichts, als sie für eine Summer-School nach Chesterfield kommt. Doch als sie eine ihrer Mitschülerinnen versteinert im Wald entdeckt und auf ihrem eigenen Handgelenk das Zeichen einer Schachfigur auftaucht, ist es für eine Flucht zu spät.
[Quelle: Ravensburger Verlag]

Verdammt sind wir, wie Figuren zu leben,
S. 28
sechzehn von uns wird es ewiglich geben.
Weder Schwarz noch Weiß bleiben verschont,
im endlosen Kampf um Leben und Tod.
Blut für Blut, so muss es sein,
jeder steht am Ende allein.
Doch niemals gibt mein Herz mir Ruh,
denn verflucht bin ich und verflucht bist du.
DIE (WICHTIGSTEN) CHARAKTERE
Alice Salt
Gute Schülerin, Cheerleader, schlagfertig und nett: Diese Eigenschaften beschreiben Alice Salt ziemlich genau. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem sich ihr Leben schlagartig ändert. Auf einer Party passiert etwas sehr merkwürdiges und danach ist nichts mehr wie es vorher war. Alice verliert den Halt und scheinbar ihren Verstand. Ihr geordnetes Leben bricht auseinander, ihre Noten werden schlechter und sie halluziniert. In Chesterfield kämpft sie darum, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und sticht mit ihrem starken Charakter hervor. Sie ist hartnäckig und lässt sich nicht leicht einschüchtern. Alice ist aber auch gutmütig und beinahe naiv. Sie vertraut sehr schnell und stuft die Schüler der Internate ziemlich rasch in „gut und böse“ Schubladen.
Jackson St. Burrington
Der schwarze König von St. Burrington ist hart und gnadenlos. Er beschützt seine Leute mit erbittertem Einsatz und versucht, Opfer zu vermeiden. Jackson hat einen sehr starken Willen und Ziele, die dem Spiel entgegenstehen. In Alice sieht er ein Wunder, seinen Joker, den er um jeden Preis auf seiner Seite haben möchte.
Vincent Chesterfield
Der weiße König von Chesterfield wirkt auf den ersten Blick wunderschön und zart. Alice beschreibt ihn als „Venusfliegenfalle“ und könnte damit nicht richtiger liegen. Vincent besitzt die Gabe, den Willen anderer zu beugen und nutzt diese Kraft, um Alice für sich zu gewinnen. Der weiße König spielt unerbittlich und möchte um jeden Preis das Spiel gewinnen.
Curse
Der sprechende Kater lebt seit mehr als 300 Jahren auf dem Gelände und war bereits beim ersten Spiel anwesend. Er ist mürrisch, sarkastisch und denkt in erster Linie an sich selbst – ein typischer Kater eben. Durch Alice hat er endlich jemanden, mit dem er reden kann, denn das Mädchen ist die einzige, die ihn versteht.
„Hyperventilierst du? Soll ich dir eine Papiertüte suchen? Ich warne dich nur vor, könnte sein, dass ich ihr spontan nachjage oder reinkrieche … Instinkte und so.“
Curse, S. 124
MEINE MEINUNG
Dieses Buch hat mich hin- und hergerissen zurückgelassen. Einerseits ist es fantastisch geschrieben: spannend, witzig, detailliert und was am Wichtigsten ist – mit einer völlig neuen Idee! Anderseits bedient sich die Geschichte vieler Klischees beim Charakterbuilding und es gibt mehr als einen Grammatik- und/oder Satzfehler, was meiner Meinung nach bei einem Buch, das in einem großen Verlag erscheint nicht passieren darf. Vielleicht bin ich als Lektorin hier aber auch zu kritisch…
Aber von vorne:
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Alice erzählt, die nach dem Vorfall auf der Party glaubt, den Verstand zu verlieren. Alle halten sie für verrückt und sogar ihre beste Freundin wendet sich von ihr ab. Als sie in Chesterfield ankommt, zweifelt sie endgültig an ihrem Verstand als sie eine versteinerte Schülerin im Wald findet und sich plötzlich mitten in einem übernatürlichen Schachspiel wiederfindet, bei dem sie als Spielfigur antreten soll.
Die Idee mit dem Blutfluch fand ich genial! Es war das erste Mal, das ich so etwas in der Art gelesen habe und ich finde, dass Stella Tack das fantastisch umgesetzt hat. Jede Spielfigur ist mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet und kann „Matt“ gesetzt werden. Einfach genial!
Der Spannungsbogen hielt sich durchgehend und ich flog nur so durch die Seiten.
Die Charaktere wurden mit vielen Details geschaffen und man spürt die Verbundenheit der Spieler untereinander.
Leider empfand ich aber die drei Hauptfiguren – Alice, Vincent, Jackson – als Schubladen-Charaktere.
– Alice ist zu Beginn ein normales Mädchen, das aber plötzlich zu etwas sagenhaft besonderem wird und das jeder haben möchte.
– Vincent wirkt auf den ersten Blick wie ein netter, süßer Kerl, stellt sich aber als kalter, berechnender Spieler heraus.
– Und Jackson wird als kalter Gegenspieler eingeführt, entpuppt sich dann aber als sensibler, lieber Kerl.
Gerade als Hauptprotagonisten sollten diese Figuren Tiefe besitzen, die mir hier leider gefehlt hat. Vincent war da für mich noch die detaillierteste Figur, denn bei ihm spürt man die Zerrissenheit und den Druck des Spiels am deutlichsten. Er ist innerlich zerbrochen. Sein gesamtes Leben, seine Existenz, dreht sich um das Spiel. Da ist kein Platz für Gefühle, keine Zeit für Emotionalität. Bei Vincent hat Stella Tack es geschafft, dass ich ihr das glaube.
Jackson und Alice dagegen waren für mich zu flach, obwohl der schwarze König noch Potenzial hat, mich im nächsten Band zu überzeugen. Ich hoffe jedenfalls auf mehr.
Zum Glück waren die anderen Spielfiguren etwas vielschichtiger. Insbesondere Regina, die giftlose weiße Königin, fand ich sehr interessant und ich freue mich darauf, mehr über sie zu erfahren.
Mein absoluter Liebling ist aber Curse! Der sprechende Kater hat mich gleich am Anfang eingelullt und mich mit seinen ironischen Sprüchen herzhaft zum Lachen gebracht. Auf den Hintergrund seiner Geschichte freue ich mich ganz besonders!
„In diesem Spiel geht es nicht um Gut und Böse, sondern um den Tod. Und er ist es auch, der am Ende gewinnen wird.“
S. 113
FAZIT
Night of Crowns ist eine fantastische Geschichte mit viel Humor und einer tollen neuen Idee. Die Charaktere sind sehr detailliert, auch wenn die drei Hauptprotagonisten etwas zu viele Klischee-Eigenschaften besitzen. Mit Alice wurde ich bis zum Schluss nicht richtig warm, dafür mochte ich andere Charaktere umso mehr. Der Cliffhanger am Ende kam für mich nicht überraschend, lässt mich aber dennoch ungeduldig auf die Fortsetzung warten. Und trotz einiger Grammatik- und Satzfehler stufe ich das Buch aufgrund der neuen Idee und des hohen Spannungsbogens als „Lieblingsbuch“ ein.
