Rezension: The Wren in the Holly Library – Der Kuss des Zaunkönigs [K.A. Linde]

Rezensionsexemplar

The Wren in the Holly Library ist der erste Band der Oak and Holly Saga von K.A. Linde. Ich war sehr gespannt auf das Buch, da mich der Klappentext direkt neugierig gemacht hat und ich die Idee mit den Monstern richtig toll fand! Wie mir das Buch gefallen hat, verrate ich wieder in diesem Beitrag.

Produktdetails: ISBN: 978-3-453-27528-7 || 576 Seiten | Heyne Verlag | Hardcover | Band 1

INHALT

Kannst du die Schatten lieben, wenn du weißt, was sich in ihnen verbirgt? Für die junge Straßendiebin Kierse lautet die Antwort eindeutig Nein. Als vor dreizehn Jahren die Monster die Herrschaft über die Welt übernommen haben, verlor sie alles. Seither schlägt sie sich mehr schlecht als recht mit kleinen Gaunereien durch. Bis sie eines Nachts einen fatalen Fehler macht: Sie bricht in eine luxuriöse Villa ein, nicht ahnend, dass diese dem schlimmsten Ungeheuer von allen gehört – und wird erwischt. Graves ist von fataler Schönheit, charmant und tödlich. Und er ist fasziniert von Kierses Fähigkeiten. So fasziniert, dass er ihr einen Pakt anbietet. Kierse nimmt an und setzt damit nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Herz aufs Spiel …

GEDANKEN ZUM BUCH

Wenn ein Buch zu schön ist, um wirklich zu berühren

Es gibt Bücher, die fesseln dich sofort. Sie werfen dich in eine neue Welt, in der alles düster, geheimnisvoll und zugleich irgendwie vertraut wirkt. Genau so ein Buch ist The Wren in the Holly Library. Der Einstieg? Atmosphärisch dicht, poetisch erzählt, fast schon magisch. Die Idee: Monster, die Teil der realen Welt geworden sind. Klingt wie ein Mix aus Märchen, Endzeitstimmung und klassischer Literatur. Und genau so fühlt es sich auch an.

Die Vibes der Geschichte erinnern an eine düstere Version von Oliver Twist, treffen auf die Melancholie von Die Schöne und das Biest, gepaart mit einem Hauch Postapokalypse. Mittendrin: Kierse – eine junge Protagonistin mit Witz, Biss und einer großen Prise Rebellion, die mich schon auf den ersten Seiten zum Schmunzeln gebracht hat. Sie wirkte wie jemand, den man gerne begleitet – stark, klug, mutig.

Doch so verheißungsvoll der Anfang auch war, so schnell kippte meine Begeisterung in Ernüchterung. Denn je weiter ich las, desto zäher wurde die Geschichte. Der Stil blieb poetisch – fast schon zu sehr. Jeder Satz war durchgedrungen von Metaphern. Sprachlich zwar wunderschön, aber leider für mich zu viel des Guten.

Die Handlung ging in Ausschweifungen unter. Statt Spannung und Entwicklung gab es oft nur Atmosphäre und Andeutungen. Und während manche LeserInnen vielleicht genau das lieben – dieses Märchenhafte, leise Erzählte – fehlte mir irgendwann der emotionale Zugriff. Die Geschichte wirkte auf mich wie ein wunderschönes Bild, das sich hinter Glas verbirgt: richtig schön zum Anschauen, aber nicht greifbar.

Auch die Figuren, allen voran Kierse, verloren für mich an Glaubwürdigkeit. Was zu Beginn charmant war, fühlte sich bald überzeichnet an. Zu tough, zu sicher, zu begabt – für jemanden in ihrem Alter einfach nicht authentisch. Ihre Widersprüchlichkeit machte sie vielleicht menschlicher, aber auch anstrengend. Ich konnte ihren Charakter irgendwann einfach nicht mehr ernst nehmen.

Und dann wäre da noch die Liebesgeschichte. Die blieb für mich leider blass. Vielleicht lag es an der Langatmigkeit des Erzählstils, vielleicht an der fehlenden Nähe zu den Figuren – jedenfalls konnte ich die Emotionen zwischen den beiden nicht fühlen.

FAZIT

The Wren in the Holly Library ist zweifellos kunstvoll geschrieben. Es ist originell, atmosphärisch und sprachlich außergewöhnlich. Aber genau das macht es für mich auch schwer zugänglich. Wer eine Vorliebe für poetische Märchenwelten hat und sich gerne in der Handlung treiben lässt, könnte hier einen echten Schatz finden. Wer jedoch auf Charaktertiefe, emotionale Nähe und klarere Handlung hofft, wird vermutlich – wie ich – eher enttäuscht zurückbleiben.

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